Martha Armijos-Koopmann

Xavier Blum, Künstler und Kurator aus Ecuador

„Die […] (Werke) von Martha Armijos-Koopmann sind ein Angebot zur Begehung, zur Teilhabe an einer Ernte, nicht nur auf Grund ihrer technischen Gewandtheit und ästhetischen Vorzüglichkeit, sondern gerade auch wegen ihrer Einbindung in das soziale Netzwerk.

Es werden Räume der Reflexion über Themen in weiten Feldern wie Identität, Migration und Sprache geschaffen, die sowohl die Betroffenen als auch die Zuschauer interessieren. […]

Das Verfahren, die "paradisische Musa " zu konservieren und in ein "alter ego" zu verwandeln, in eine Alliierte des Interesses der Künstlerin, nicht über die eigenen und fremden Erlebnisse zu schweigen und diese durch die Kunst in die Stimmen vieler zu transformieren, ist selbst ein bedeutendes Werk. Jedes Objekt, jedes Buch eines Künstlers erlaubt es uns, menschliche Bewegungen des Überlebens, der Liebe, des Schmerzes und des Erfolgs zu rekonstruieren. Ironischerweise stellt dieses Werk uns selbst in die großen Märkte der Symbole, der Menschen und der Produkte mit eigener Marke und eigenem Etikett.“


Adnan Duru, Diplompsychologe und Psychotherapeut, Hamburg

Ich fand die Ausstellung insgesamt sehr anregend und inspirierend. Viele der Bilder erreichen bei mir eine Tiefenwirkung, sprechen unbewusste Schichten an. Die Banane als Symbol der Migration zu nehmen, finde ich innovativ und witzig zugleich. In den Arbeiten lässt sich nachvollziehen, wie schwierig und komplex der Prozess der Migration und der damit einhergehende Weg der Transformation von Fremdem zu Vertrautem und andersherum ist. Was kann man aus der alten Kultur und Identität bewahren? Was muss man aufgeben und loslassen? Was lässt sich verwandeln bzw. umwandeln? Fremdes wird zu Vertrautem, Alt-Vertrautes bleibt nicht vollständig erhalten, erscheint zum Teil allmählich fremd. Neues kommt hinzu. Die Banane ist sowohl symbolischer Gegenstand als auch Gegenstand der Transformation von Kultur.  Die Verwandlung der Banane zu einer eigenen Maltechnik ist wirklich beindruckend. Die Künstlerin bleibt damit in ihrer jetzigen Heimat essentiell mit ihrer alten Heimat und Identität verbunden und verwandelt gleichzeitig Altes in Neues. Sie schafft eine neue Identität. Neben der psychologisch-bi-kulturellen ist mir auch die politische Aussagekraft einiger der Arbeiten beeindruckend im Gedächtnis geblieben.

Toll!!!


Walter Wind Studienrat a.D., Hamburg

Wer ganz unterschiedliche Ausstellungen der Künstlerin Martha Armijos - Koopmann gesehen hat, weiß, dass jede Präsentation ihres Schaffens voller Überraschungen steckt. Was würde ich dieses Mal anlässlich der Vernissage am 11. April 2013 im Instituto Cervantes im Hamburger Chilehaus an Neuem entdecken?

Ich betrete das voll besetzte Auditorium des Instituts und nehme ein deutsch-spanisches Sprachengewirr wahr. Den Einführungsvortrag hält die Generalkonsulin Ecuadors Tania Narváez Ruiz, die an die politische Entwicklung der neueren Zeit in Ecuador erinnert und von daher einen Bezug zum Schaffen der Künstlerin Martha Armijos – Koopmann, von Geburt Ecuadorianerin, herstellt.

Danach erklingen südamerikanische Melodien, virtuos von dem paraguayischen Musiker Oscar Benito auf seiner Harfe instrumentiert. Dezente rhythmische Bewegungen des einen oder anderen Zuhörers und der lang anhaltende Beifall zeigen die Begeisterung des Publikums.

Martha Armijos – Koopmann ergreift das Wort und schildert, anschaulich durch eine Power-Print – Präsentation  ausgewählter Bilder ergänzt, den Werdegang ihrer künstlerischen Laufbahn. Neben  Mal- und Farbtechniken erregt die weltweit einmalige Erfindung von Farbe durch Pigmente aus getrockneten Bananenschalen mein besonderes Interesse. Die Künstlerin erläutert auch den Titel „Metamorfosis“ dieser jüngsten Ausstellung, in der sie durch ihre Bilder und Objekte künstlerisch die Situation von Migranten darstellen möchte. Martha Armijos – Koopmann ist selbst Migrantin und weiß, wovon sie malt, auch wenn sie im Gegensatz zu vielen anderen in Deutschland eine zweite Heimat fand,  in der sie studierte, als Lehrerin arbeitet und ihre künstlerische Laufbahn startete. Sie erweitert zum Schluss ihrer Ansprache den Begriff Metamorphose, indem sie das Gegenständliche verlässt und den Begriff ausdehnt auf Vorgänge, die sich im Kopf abspielen, wenn Menschen aus unterschiedlichen Kulturen aufeinander treffen.

Erneut lässt Oscar Benito seine Harfe erklingen, für uns Zuhörer derart mitreißend, dass er nicht um Zugaben herumkommt.

Dann beginnt für mich wie für die anderen Gäste der Gang zu den Bildern und Objekten. Welche Vielzahl von Werken! Und wieder bin ich tief beeindruckt von der Schaffenskraft, Kreativität und Gestaltungskunst der Künstlerin. Von der gestalterischen Ästhetik der Werke, die dazu noch perfekt und sehr aufwändig präsentiert sind, haben alle Bilder, Objekte und Schaukästen auch eine soziale, emotionale oder politisch- gesellschaftliche Aussage. Ich kann nicht einfach nur von Bild zu Bild gehen. Überall sind Botschaften, die entdeckt und gedeutet werden wollen, was unwillkürlich dazu führt, dass ich mit anderen Besuchern ins Gespräch komme.

In dieser Ausstellung finden sich Themen wie Auswanderung, Ausgrenzung und Ausbeutung von Migranten. Es dominieren Schwarz- und Brauntöne, eben jene Farben mit Bananenschalenpigmenten sowie Acrylfarben in Weiß- und Beigetönen. Ab und zu ein auffallendes Rot.

Diese Mischung von interessanten Wortbeiträgen, mitreißender südamerikanischer Musik und der wunderbaren Kunst von Martha Armijos – Koopmann macht die Vernissage für mich zu einem ganz besondern Erlebnis, das ich in bester Erinnerung behalten werde.